„… zu wenig getan, den kreativen Nachwuchs zu halten!“

FAZ || 19.02.2017

(Auszüge – den kompletten Artikel in der FAZ lesen Sie hier.)

Kreativwirtschaftstag

Der erste hessische Kreativwirtschaftstag soll die Branche stärken. Doch nicht wenige Werber sehen die Zukunft des Standorts Rhein-Main mit Sorge. 19.02.2017, von DANIEL SCHLEIDT, FRANKFURT

… Nach außen soll die Veranstaltung dafür sorgen, das Bundesland als Kreativstandort über seine Grenzen hinaus wahrzunehmen. Das sei bislang nur unzureichend der Fall, so Al-Wazir, „das könnte man ein Imageproblem nennen“. Wahr sei aber auch, dass sich Hessen selbst erst als Heimat von Kreativen begreifen müsse.

Das fängt schon bei der Ausbildung an. In Hessen werde zu wenig guter kreativer Nachwuchs ausgebildet, findet Detlef Wildermuth, Leiter der European School of Design in Frankfurt. Und nicht nur das: „Es wird auch zu wenig dafür getan, den Nachwuchs zu halten.“

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Detlef Wildermuth, Direktor der European School of Design auf dem Kreativwirtschaftstag

… Diese Entwicklung hat Detlef Wildermuth in den vergangenen zwei Jahrzehnten bereits beobachtet. Damals sei Frankfurt noch eine Kreativ-Hochburg gewesen. „Doch davon ist nicht mehr viel übrig.“ Unter den fünfzehn größten Kreativagenturen Deutschlands seien nur noch drei aus Frankfurt gelistet. Eine Stadt wie Hamburg habe der Metropole am Main längst den Rang abgelaufen. Dort, weiß Wildermuth, sei es noch cool, in der Werbung zu arbeiten, „in Frankfurt gilt es eher als peinlich“. Die Hamburger seien auch beim Werben um Nachwuchskräfte aktiver, er habe manchmal das Gefühl, seine Schule bilde für Hamburger Agenturen aus, so Wildermuth.

… Tarek Al-Wazir setzt große Hoffnungen auf die Kreativwirtschaft in Hessen. Derzeit sind in der Branche landesweit etwa 70000 Menschen beschäftigt, und sie sei einer der bedeutendsten Wachstumsmärkte. Für ihn steht die Branche für Offenheit, Internationalität und Modernität, sagt er – und vertritt damit gegensätzliche Werte als in anderen Teilen der Welt, wo derzeit eher auf Abschottung gesetzt werde. „Wir sollten 2017 nicht anfangen, Mauern hochzuziehen“, hebt der Minister hervor. Der Kreativwirtschaftstag soll das Gegenteil erreichen: Er soll zusammenbringen, nicht trennen.

Foto: Olaf Deneberger / Liquid Kommunikationsdesign