Zusammen mit dem ersten und sechsten Semester haben wir, das zweite Semester, die Papiermühle in Homburg, Bayern besucht. Dort haben wir eine Führung des Grundstücks bekommen, bei der uns Inhaber Johannes Follmer viel über die Geschichte der Papiermühle und der Herstellung von Papier erzählt hat. Zum Schluss durften wir sogar selber unser eigenes Papier herstellen. Am frühen Morgen des achten Juli ging es für uns los. Wir hatten zuvor Fahrgemeinschaften gebildet und so landete ich dann mit Kristina, Finn und Felix in einem Auto, auf dem Weg nach Bayern. Die Fahrt war zwar etwas länger, jedoch haben wir uns mit Koffein und guter Musik und Gesellschaft bei Laune halten können. Als wir dann endlich ankamen, bemerkten wir, dass wir uns etwas mit der Zeit verkalkuliert hatten und zu früh waren. Auch die Papiermühle hatte noch geschlossen – zum großen Leid derer, die dringend mal Wasser lassen mussten…
Als dann nach und nach der Rest eintrudelte, sind wir gemeinsam zum Hauptgebäude gelaufen, wo wir dann auch Johannes Follmer antreffen sollten. Das Anwesen sah von Außen eher klein aus, aber sobald man im Innenhof angelangt war, hörte man es bereits rauschen. Das Geräusch war nicht mit dem plätschern des Baches, den wir zuvor überquert hatten, zu vergleichen. Es war um einiges lauter. Hinter einem alten Fachwerkhaus, fast schon versteckt, stand ein beeindruckendes Mühlrad, welches im Sekundentakt Bachwasser schaufelte.
Kurz nach unserer Ankunft am Wasserrad, stieß Johannes auch schon zu uns. Er erzählte uns zunächst etwas über die Geschichte der Papiermühle. Diese existiert nämlich schon seit dem 19. Jahrhundert. Zusammen mit drei weiteren europäischen Papiermühlen strebt die Papiermühle sogar die Anerkennung als UNESCO Weltkulturerbe an. Damals übernahm Johannes‘ Familie das Unternehmen und machte es zu dem, was es heute ist. Bis 1975 wurde dort fleißig Papier geschöpft. Ende der 90er Jahre wurde aus der alten Papiermühle ein Museum für die Öffentlichkeit. Ganz aufgehört mit der Herstellung von Papier hat Johannes aber nicht. Er betreibt nicht nur das Museum, sondern auch eine Papiermanufaktur, in der er viele verschiedene Arten von handgeschöpftem Papier herstellt.
Danach führte uns Johannes in die Papierscheune – das Fachwerkhaus neben der Papiermühle. Es sieht von außen nicht so aus, aber das Gebäude hat einige Stockwerke mit einem zwei-stöckigem Dachboden. Dort wurden die Geschöpften Papiere damals zum Trocknen aufgehängt.
Zu erst haben wir uns aber noch die alte Fabrik angeschaut. Im Vorraum hat uns Johannes eine kleine Demonstration des händischen Papierschöpfens gegeben. Dazu benötigt man eine Art Papierbrei, bestehend aus verschiedenen, fein pürierten Materialien (Bspw. Baumwolle, Leinen, Holz, altes Papier). Dieser Brei wird in einen großen Wasserbottich gegeben. Das Verhältnis beträgt hier 99:1. 99 Teile Wasser zu ein Teil Brei. Sobald das Gemisch gründlich durchgemischt wurde, nahm Johannes einen Holzrahmen mit einem sehr feinen Gittersieb und tauchte diesen in den Bottich ein. Dann zog er den Rahmen in einer fließenden Bewegung zu sich und raus aus dem Wasser. Was auf dem Sieb übrig blieb, war eine sehr feine Schicht des Breies. Den Rahmen ließ er kurz abtropfen und presste diesen dann, mit dem Papier nach unten, auf eine Filzablage. Als er den Rahmen wieder anhob, lag das frisch gepresste Papier auf dem Filz. Das Wasser hat die feinen Partikel zusammengebunden und dem Papier seine nötige Stabilität gegeben. Als gelernter Papiermacher, schöpfte Johannes innerhalb weniger Sekunden vier weitere Papiere. In einer Presse wurde dann noch das restliche Wasser aus den Papieren gepresst. Wie beim Wäsche trocknen wurde das Papier dann über eine Wäscheleine gehängt. Sobald es getrocknet war, konnte es mit einem Stein geglättet werden. Das Sieb was Johannes verwendete hatte sogar ein Wasserzeichen eingebaut. So konnte man, wenn man das Papier ins Licht gehalten hat, das Logo der Mühle erkennen.
Dann ging es weiter in die Fabrik. Dort hat uns Johannes die alten Maschinen gezeigt und wie diese angetrieben wurden, bzw. was deren Aufgabe war. Jede Maschine hatte gewisse Aufgaben. Das was Johannes uns per Hand demonstriert hatte, erledigten die Maschinen. Sprich es gab zum mixen des Breies eine Maschine, zum schöpfen, zum pressen, usw. Angetrieben wurden die Maschinen mit der Energie, die das Wasserrad erzeugte.
Von der Fabrik führte uns Johannes zurück zum Fachwerkhaus, bzw. der Papierscheune, wo wir einen Einblick hinter die Kulissen bekommen haben. In dem Gebäude befanden sich nämlich z.B. die Gemächer der ehemaligen Inhaber der Papiermühle, als auch die Verpack- und Versandstationen, oder aber die „Trocken-Scheune“. Auf dem zwei-stöckigen Dachboden wurden die fertig geschöpften Papiere damals reihenweise an der Decke zum trocknen aufgehängt.
Nachdem wir in der Theorie schon Fast-Profis waren, durften wir selber Papierschöpfen. Wir haben wurden in kleine Grüppchen aufgeteilt und jede Gruppe hatte seinen eigenen Bottich mit dem Wasser-Papierbrei-Gemisch. Nach dem wir zunächst etwas geübt haben und einige schöne, weiße Papiere schöpften, kam Farbe ins Spiel. Grünes, lilafarbenes und blaues Papier haben wir hergestellt. Des Weiteren haben wir zur Dekoration z.B. Blumen aus dem Garten gepflückt und diese nach dem Schöpfen, aber vor dem Pressen auf das Papier gegeben. Mit Pipetten konnten wir auch Muster mit dem farbigen Papierbrei in unser Papier machen. Die Papiere haben wir eine Woche später getrocknet von Anja mitgebracht bekommen. Einige davon sind auch kommende Woche in der Ausstellung zu sehen.
Alles in allem hat die Exkursion Spaß gemacht und ich konnte viel über das interessante Handwerk eines Papiermachers lernen.